Comtheo * Predigten aus dem Vikariat von Susanne und Martin Jensen


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25.Juli 1999 - 8.Sonntag nach Trinitatis - 
Jesaja 2,1-5
Susanne Jensen

Liebe Gemeinde
Schwerter zu Pflugscharen - 
Eine fantastische Vision des Jesaja
wird uns heute entgegen gehalten.

Heilsprophetie in einer ganz und gar unerlösten Welt.

Geschrieben wurden die Worte in einer Zeit der Bedrohung.
Die Assyrer rückten heran, wollten sich der
umliegenden Völker bemächtigen.
Das Nordreich Israel und das Südreich Juda mit der
Hauptstadt Jerusalem waren bedroht, - 8.Jahrhundert vor Christus.
In diesen kriegerischen Kontext wurde die Vision 
vom Frieden eingefügt - 
Die Vision drängt sich dazwischen,
zwischen Unheilsprophetie und Ankündigung des göttlichen Gerichts.
Der angekündigte Tag des Herrn wird alles erstmal
radikal platt machen.
Wenn der Tag des Herrn kommt, so gewinnt man als Leser den
Eindruck, wird keine Zeit mehr bleiben, aus Schwertern
Pflugscharen zu machen.
„Denn der Tag des Herrn Zebaoth wird kommen über
alles Hoffertige und Hohe und über alles Erhabene,
daß es erniedrigt werde ... Da wird man in die Höhlen der
Felsen gehen und in die Klüfte der Erde vor dem Schrecken des 
Herrn und vor seiner herrlichen Majestät, wenn er sich 
aufmachen wird, zu schrecken die Erde.“
Das klingt nicht so vertrauenserweckend,
so daß man sich beeilen möchte herzu zu laufen.
In der Vision heißt es: Die Völker würden herzulaufen,
hinströmen zu dem Berge, da Gott wohnt.
Alles eine Frage der Zeit.
Die Zeit - besser „die Zeiten“ sollten wir uns genau ankucken.
Es gibt eine Zeit, in der die Menschen Zeit haben zu reagieren,
und es wird eine Zeit geben, in der sich alles zum Ende hin drängt -
das Ende der Zeit.
Am Ende der Zeit wird das Handeln, das Leben nach 
dem Worte Gottes, relativ sinnlos. 
Es entsteht das Gefühl, es ist zu spät.
Wie spät ist es für uns - kurz vor dem 21.Jahrhundert?

In unsere Zeit hinein fragt der Prophet Jesaja:
Wollt ihr herzulaufen? 
Schaut um euch, dort ist der Berg und die Weisung,
wollt ihr dazustoßen?
Wollen wir als Christen dazustoßen,
hinauf auf den Zion? Wollen wir, oder müssen wir, oder was?
Was wollen wir? - Wollen wir hören und handeln?
Für Jesus, glaube ich, war das nicht so problematisch,
denn er stand ja auf dem Zion, auf dem Tempelberg,
und die Weisung, die Tora Gottes, war ihm ins Herz geschrieben.
Jesus hatte die Weisung Gottes so sehr verinnerlicht,
daß er die Kompetenz erwarb, selbst zum Wegweiser für die Völker
zu werden. 
Das ist der Jude Jesus, unser Herr und Heiland.
Er legt uns gewiß die Worte des Jesaja ans Herz,
und legt immer noch eins drauf.
Das wissen wir aus den Forderungen der Bergpredigt,
die uns oft überfordern.
Dies mit dem Friedensgebot.
Liebe deinen Feind ... und das mit der Wange, die wir hinhalten
sollen. Friedensforderungen, die uns mahnen.
Wir können die Worte des Jesaja ruhig als Gegenwartsworte
begreifen, die auch uns treffen wollen.
Wir sind gemeint, wenn vom Frieden die Rede ist.
Wir können Friedensdienst leisten. 
Im Sinne Jesu natürlich.

Der Friedensdienst hat seine Zeit und seine Horizonte.
Einmal denke ich an einen ganz weiten Horizont:
Ich verstehe den Friedensdienst politisch.
Einsatz für den Frieden in der Welt,
für Menschenrechten,
für die Umwelt,
für den Schuldenerlaß der ärmsten Länder, -
650 Millionen Kinder leben in bitterster Armut,
Schuldenerlaß könnte Not lindern.
Aktionen können von jedem begleitet werden,
gerade auch durch das Gebet, das so notwendig ist.
Das Gebet ist das Rückgrat für unser Handeln.
Wir tragen Gott in Fürbitten Nöte vor,
wir formulieren Anliegen, Wünsche, Hoffnungen und
unsere Ratlosigkeit.
Wenn es in unseren Herzen wüst aussieht,
wie in der Zeit des Kosovokonflikts, dann ist es gut
sich zum Gebet zusammenfinden zu können.
Aus den Gebeten entstehen Aktionen,
wie die Hilfe für Frauen und Kinder in Mazedonien von AMICA.
Den Frauen in Schwarz.
„Pflegetaschen“ mit Hygieneartikeln wurden von
vielen Spendern in Flensburg gepackt und im Frauenwerk
gesammelt. Nun werden sie auf den Weg nach Gostivar in 
Mazedonien geschickt.
Die Menschen in und um den Kosovo werden noch für 
lange Zeit unsere Hilfe und unser Gebet für den Frieden brauchen.
-
Der Nahbereich für unseren Friedensdienst
liegt direkt vor der Haustür, 
ja sogar hinter der Tür, die wir gerne schließen.
Der Nahbereich als Handlungsfeld bedeutet:
Frieden finden mit sich selbst 
und mit dem Nächsten, dem Nachbarn, dem Arbeitskollegen ...

Wie geht das zu bei all den Aggressionen,
die sich in das Innere einschleichen können?
Auf mich bezogen fördern Streß und Zukunftsängste
nicht gerade meine Friedfertigkeit, bzw. Fähigkeit.
Dann kommt noch der Druck als Predigerin
das Evangelium Gottes in diese Welt hinein verkündigen 
zu wollen. 
Also haltet doch endlich Frieden, entfährt es mir 
etwas aggressiv.
Wenn ich mich in dieser Zwickmühle des Wollens und
doch nicht Könnens sehe, wird mir Paulus immer 
sympathischer: Wollen habe ich wohl,
aber das Gute vollbringen kann ich nicht.
Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht;
sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.
... Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem
totverfallenem Leibe?  -  Römerbrief 7. Katitel.
Es stecken unendlich viele Möglichkeiten in uns,
wir leben alles aus - 
bis dahin, daß es menschenmöglich ist, 
diese Schöpfung Gottes auzuradieren.
Der Mensch ist aggressiv,
der Mensch kann morden, 
er kann mit Wissen und Wollen grausam 
und heimtückisch morden.
Kain erschlägt den Abel -
und Gott wundert sich.

Uns möchte die Jesajavision sagen:
Laßt es nicht zu, daß dies geschieht,
wendet euch gegen das Unheil, das von Menschenhand ausgeht
und verinnerlicht den Friedensdienst,
so daß er für euch zu einer neuen Identität wird.
Werdet Kinder des Lichts -
Reiht euch ein in die Seligen der Bergpredigt:
Selig sind die Friedfertigen,
denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Die Bergpredigt geht davon aus:
Als Gläubige 
seid ihr das Salz der Erde, auf das es ankommt,
seid ihr das Licht der Welt, auf das es ankommt.

Wenn Schwerter zu Pflugscharen gehämmert werden
und Spieße zu Sicheln geschlagen werden,
geht es laut zu.
Dann wird der Friede in aller Munde sein.

Die Völker laufen herzu und zeigen Gott ihre Begeisterung.

Friede heißt in der Sprache Gottes: Schalom
und Schalom ist ein Name Gottes.
Wer sich ausrichtet zu diesem Gott hin,
wird ein Kind Gottes, ein Kind des Schalom.
Dort wo der Friede Gottes wohnt ist Heilung.
Dort wird die Welt heil, ganz, 
wieder so, wie sie zu Schöpfung war: gut.
AMEN

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