Comtheo * Predigten aus dem Vikariat von Susanne und Martin Jensen


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Predigt zu Offenbarung 7,9-12 
Christfest, 2. Feiertag (26. Dezember 1999) 
Vikar Martin Jensen
 
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. Joh 1,14a 
 
 
Predigttext Off 7,9-12: 
Ich sah eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und 
Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen 
Kleidern und mit Palmenzweigen in ihren Händen, und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist 
bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserem Gott, und dem Lamm! 
Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und die vier Gestalten und 
fielen nieder vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Amen, Lob, 
Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserem Gott von Ewigkeit 
zu Ewigkeit! 
 
 
Liebe Gemeinde. 
"Lob, Ehre und Weisheit, Dank und Preis, Kraft und Stärke sei unserem Gott von Ewigkeit zu 
Ewigkeit! Das Heil ist bei unserem Gott und dem Lamm! Amen" 
Kräftige, zuversichtliche Worte klingen uns aus der Vision des Johannes entgegen. Wie 
Sterne schweben diese Worte durch den Raum. Wunderschöne Sterne, hell und klar, so wie 
der Stern von Bethlehem. Wenn wir diese Sterne antippen würden, würden sie hell und rein 
klingen, wie Glocken.  
Gerade in der Weihnachtszeit merken wir, wie viele Glocken es in der Stadt gibt. Sie klingen 
quer über die Förde und mischen sich mit unserem Gesang. "Süßer die Glocken nie klingen 
als zu der Weihnachtszeit." "Vom Himmel hoch, da komm ich her." und "Ich steh an deiner 
Krippen hier." Glocken und Lieder, Klänge voller Zuversicht, die ganz tief in uns 
wiederhallen. 
In mir entstehen Bilder vom Frieden. Eine Welt, in der Menschen friedvoll, mit guten 
Gedanken für einander eintreten können. Eine Welt, in er es normal ist, sein Herz ganz dem 
Mitmenschen zu schenken. In diese Welt fliegen meine Gedanken und hängen sich an die 
funklenden Sterne der Klänge und Lieder.  
So war das auch heute morgen. Ich rieb den letzten Schlaf auf den Augen. Die Brötchen 
wärmten im Backofen. Der Kaffee duftete und die warme Milch mit Honig tat meinem Hals 
gut. Aus dem Radio klangen Weihnachtslieder. Zeit zum Träumen von Frieden und 
Vertrauen. 
Und dann, peng, schienen die funkelnden Weihnachtssterne einzufrieren. Der Frieden 
erstarrte. Mitten in einem Weihnachtslied begannen die Nachrichten: Ein Abgeordneter der 
Regierungspartei meinte, es gäbe nun keinen Grund mehr, der Türkei keine Panzer zu liefern. 
Schließlich habe die Türkische Regierung eine Programm gegen Folter und Korruption 
angekündigt. 
Wie schnell sich doch Bedenken wegen Folterung und dem Bürgerkrieg gegen Kurden 
aushebeln lassen. Das ist die Wirklichkeit von Weihnachten. Hauptsache, die Kasse stimmt. 
Ein schutzloses Kind in der Krippe ist ja ganz nett, aber heute würde es nicht nur durch Engel 
beschützt werden, sondern durch modernste deutsche Waffentechnik. Schließlich wissen wir, 
was man dem Frieden schuldig ist. Es gab noch nie so gute Peacemaker, wie heute. 
 
Johannes, dem Visionär unseres Predigttextes, würden sich bei dieser Szene die Haare 
sträuben. Er lebt nicht auf der Seite der Waffenlieferer, sondern in der lebensgefährlichen 
Realität einer verfolgten Minderheit. Ungefähr hundert Jahre nach der Geburt Jesu werden die 
christlichen Gemeinden vom römischen Staat unvermindert hart bedrängt.  
Nachdem schon Nero um 65 n. Chr. die erste große Christenverfolgung befahl, werden jetzt 
unter Domitian wieder Christen als Staatsfeinde eingesperrt und getötet. Wie hatte Johannes 
geschrieben: "Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserem Gott, und dem Lamm!"  
"Nein, sagt der Römische Staat, auf dem Thron sitzt der Kaiser und der ist zu verehren. Beuge 
deine Knie vor dem Kaiser und schwöre diesem Aufrührer Jesus von Nazareth ab. Er ist doch 
als politischer Feind verurteilt worden. Ihr seid Staatsfeinde, wenn ihr an diesem Glauben 
festhaltet. Beugt euch dem Kaiser, dem Gottkaiser Domitian."  
Das ist die Realität des Johannes und seiner Mitchristen. Ihr Glaube an den einen Gott als den 
Weltenkönig auf dem Thron ist politischer Zündstoff, Hochverrat an Kaiser und Reich. Die 
Angst geht um. Welcher Christ kann seines Lebens noch sicher sein?  
Selbst das von den Römern geduldete Judentum wurde einige Jahre vorher unbarmherzig 
gedemütigt. Der Tempel in Jerusalem versank unter römischen Stiefeln und Fackeln in Schutt 
und Asche. Der erbitterte Freiheitskampf jüdischer Gläubige wurde blutig niedergeschlagen. 
Um wieviel weniger konnten die nicht geduldeten Christen mit Milde in den Augen der 
Römischen Machthaber rechnen. Tiefste Unsicherheit. 
Mitten in dieser dunklen Nacht der Verfolgung läßt Johannes einen Stern aufleuchten: "Ich 
sah eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und 
Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen 
Kleidern und mit Palmenzweigen in ihren Händen, und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist 
bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserem Gott, und dem Lamm!"  
Unglaublich, Menschen aus allen Nationen, also auch die  gefürchteten Römer, werden Gott 
auf dem Thron des Himmels anbeten. Sie werden nicht mit Schwertern oder verborgenen 
Dolchen kommen, sondern in weißen Gewändern; gereinigt an Leib und Seele, ganz bereit für 
den Lobpreis. "Verliert nicht den Mut, Leute, Mitchristen," so scheint Johannes seinen 
Zeitgenossen zuzurufen", die Verfolgung wird ein Ende finden. Der Glaube an Gott und an 
Jesus Christus, seinen Sohn, wird sich durchsetzen. So ist es im Himmel beschlossen, so habe 
ich es gesehen und vernommen."  
Welch starke Zuversicht ohne wenn und aber! Alle werden Gott anbeten, egal was jetzt auch 
die Realität ist. Johannes ist sich ganz sicher. Gott und Jesus Christus werden sich 
durchsetzten. Gott und Christus sind die wahrhaft Starken, die mit Weisheit und Kraft 
gesegnet sind. Selbst der Tod durch Römerhand scheint daran nichts ändern zu können. 
So schrieb Johannes, als das Christentum noch verfolgt wurde. Dreihundert Jahre später, unter 
Kaiser Konstantin, wurde das Christentum Staatsreligion. Und kaum hatten Christen das 
Gefühl der Macht, wurden Peacemaker gebaut und Andersgläubige verfolgt. Johannes wäre 
über dies Verhalten von an Jesus Christus glaubenden Menschen entsetzt gewesen. Er würde 
auch uns die Waffenverkaufspläne um die Ohren hauen.  
Johannes kann nur deshalb den Verfolgten Hoffnung zusprechen, weil er glaubt, daß Jesus in 
seiner Geburt, seinem Leben und in seinem Tod ganz in die Tiefe des Lebens hinabgestiegen 
ist.  
Wir haben in diesem Tagen gehört, in welch sozial ärmlichen Verhältnissen er geboren wurde. 
Selbst der Stern von Bethlehem kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß diese Geburt kaum 
beachtet wurde. Nur drei Könige folgten ihm. Für einige Hirten war gleich ein ganzer 
Engelchor nötig. Als erwachsener Mann teilte Jesus seine Lebensenergie mit Menschen, die 
von der Gesellschaft gering geachtet oder sogar verachtet wurden: mit Fischern, Zöllnern und 
Schwerkranken. Jesus ging zu den Menschen in der gesellschaftlichen Tiefe und ließ sie die 
Liebe Gottes spüren. Er kam ganz bei den Schwächen und Ängsten der Menschen an. Im 
Sterben wurde Jesus sogar zum geschmähten, verhöhnten Verbrecher. "Hilf dir selbst, wenn 
du Gottes Sohn bist, und steige herab!" So endete Jesus selbst als verachteter Mensch.  
Wer könnte tiefer sinken, als er?  
Jesus steht in der Krise neben jedem Menschen, der verachtet, verfolgt und von Waffen 
bedroht wird. Es ist die Liebe Gottes, die ihn zu den Menschen in der Tiefe führt. Doch dabei 
bleibt der christliche Glaube nicht stehen. Was würde es mir schließlich helfen, Jesus in der 
Krise neben mir zu wissen, wenn wir beide keine Perspektive haben - wenn Gott nicht für uns 
eintreten würde?  
Ich glaube fest daran, daß Gott Jesus nicht im Abgrund ließ. Gott zog ihn, der von der Liebe 
Gottes zu den Menschen gepredigt hat, aus der Tiefe zu sich, ins ewige Leben. Gott hat Jesus 
auferweckt von den Toten und so die Macht des Todes gebrochen. Die Lieder und Glocken zu 
Weihnachten klingen für mich nur deshalb so süß, weil ich in den Augen des Kindes schon 
das Leuchten des Auferstandenen sehe, der von Gott in den Himmel getragen wird.  
 
Diese Auferweckung eines zutiefst verletzten Menschen gibt mir Kraft und Zuversicht, mich 
selbst angenommen zu fühlen. Gott trägt auch mich durch die Tiefen des Lebens. Ich darf 
darauf vertrauen, daß die Botschaft Jesu, die er durch seinen Lebensstil verkündigt, wahr ist: 
"Fürchte dich nicht. Gott liebt dich. Du bist nicht allein. Du kannst aus freiem Herzen diese 
Liebe an die Mitmenschen weitergeben. Sei getrost." 
Aus diesem Glauben kann ich Kraft schöpfen. Und ich kann mich auflehnen gegen 
Peacemaker und Schönredner. Ich kann mir den Trost des Johannes zu eigen machen, der 
seinen Zeitgenossen Kraft geben wollte, sich wirklich anfeinden zu lassen. Schließlich hätten 
sie einfach dem christlichen Glauben an den friedliebenden Gott und seinen pazifistischen 
Sohn aufgeben können. Es hätte vielen das Leben gerettet, wenn sie den Gottkaiser Domitian 
angebetet hätten. Aber für Johannes und seine christlichen Zeitgenossen ist eines ganz klar:  
Der kleine Säugling Jesus, der leidende kreuztragende Mann und der auferstandene Jesus 
Christus sind nicht trennbar.  
Auf der Empore wird dieser Zusammenhang klar herausgestellt. Auf der hinteren Seite der 
Empore, unterhalb der Orgel, sind Abbildungen zu sehen, die vom St. Georg-Emblem 
ausgehen: Links der Einzug Jesu in Jerusalem, also der Anfang der Passionsgeschichte und 
rechts die Ankündigung der Geburt Jesu. Geburt und Leiden Jesu sind also unübersehbar 
verknüpft.  
Bemerkenswert sind jedoch die Figuren zwischen den Bildern. Sie tragen von links nach 
rechts gelesen folgende Untertitel: " Amen, Lob, Ehre, Dank, Preis und Anbetung". Erinnert 
Sie das an was?  
Johannes hörte die Engel singen:  "Amen, Lob, Ehre und Weisheit und Dank und Preis und 
Kraft und Stärke sei unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit!" Beinahe dieselbe Reihenfolge. 
Geburt und Leiden Jesu sind eingebettet in den Lobpreis Gottes.  
Wir dürfen Gott loben und feiern, weil er für uns eintreten will, so wie er für Jesus Christus 
eingetreten ist. Gott will uns in jeder Tiefe erreichen, uns nicht alleinlassen. Und wenn wir 
kraftvoll sind, will Gott uns Kraft geben, selbst Menschen in der Tiefe zu erreichen. 
Das ist die gute Botschaft von Weihnachten. Das Friedenslicht aus Bethlehem kann unser 
Wegweiser sein, zu Gott und seiner ausgestreckten Hand. Das Licht aus Bethlehem will uns 
eine Vision in die Herzen schreiben, auch gegen alle Erfahrung und Trägheit. Eine Vision, wie 
sie Johannes sah, klar, rein und liebevoll: "Ich sah eine große Schar, die niemand zählen 
konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem 
Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmenzweigen in ihren 
Händen, und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, 
unserem Gott, und dem Lamm! 
Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und die vier Gestalten und 
fielen nieder vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: Amen, Lob, 
Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserem Gott von Ewigkeit 
zu Ewigkeit! Amen." 
 

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