Comtheo * Predigten aus dem Vikariat von Susanne und Martin Jensen


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Predigt zu 1. Mose 8,18-22
20. Sonntag nach Trinitatis (17. Oktober 1999)
Vikar Martin Jensen

Wochenspruch: Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, 
nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. 	Micha 6,8

Predigttext 1 Mose 8,18-22:
Noah ging heraus aus der Arche mit seinen Söhnen und mit seiner Frau und den Frauen seiner 
Söhne, dazu alle wilden Tiere, alles Vieh, alle Vögel und alles Gewürm, das auf Erden 
kriecht; das ging aus der Arche, ein jedes mit seinesgleichen. Noah aber baute dem Herrn 
einen Altar und nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte 
Brandopfer auf dem Altar. Und der Herr roch den lieblichen Duft und sprach in seinem 
Herzen: „Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das 
Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht 
mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht 
aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.	Gen 8, 18-
22.

Evangelium ist die Unmöglichkeit der Scheidung nach Mk 10,2-9: „Was nun Gott 
zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“



 Liebe Gemeinde,
wie riecht der Sommer, nach Blumen im Wind.
wie riecht der Herbst, nach modrigem Laub.
wie riecht der Winter, nach warmen Tee.
wie riecht der Frühling, nach blühendem Krokus.
und wie, liebe Gemeinde, riecht das Gebet eines Menschen?
Gott schnuppert, er riecht etwas - ein ungewohnter Geruch. Gott blickt auf die 
trockengefallene Arche. Der Schiffsrumpf ist etwas zur Seite geneigt, die 
Laderampe heruntergelassen. Zwei Schnecken haben bereits die Hälfte des 
Weges zurückgelegt.  Die Geparden und Tiger sind längst am Horizont 
verschwunden. Eine Giraffe reckt ihren Hals bis auf den Erdboden herunter, um 
ein zartes Grün zu essen. Große Bäume gibt es noch nicht, nach der 
verheerenden Sintflut. Die Natur keimt erst langsam wieder aus. Die Söhne 
Noahs bauen schon eifrig an einer provisorischen Unterkunft. Noahs Frau sucht 
Essbares in der Umgebung. Die Zeichen stehen auf Aufbruch. Aber wo ist 
Noah? Die Nase lenkt Gottes Blick zur anderen Seite der Arche. 
Dort hat Noah einen Altar gebaut und opfert Gott - so wie es Kain und Abel 
auch taten. Noahs Feuer ist nicht größer als das von Kain und Abel, sein Opfer 
nicht wohlschmeckender als Feldfrüchte oder Hasen. Aber es riecht anders - 
riecht nicht nach Dank für eine gelungene Ernte - wie bei Abel. Es riecht nicht 
nach Dank für eine erfolgreiche Jagd - wie bei Kain. Es duftet „lieblich“, so hat 
es Luther übersetzt.  Wörtlich übersetzt heißt es „es duftet beruhigend“.
Das Opfer Noahs duftet beruhigend, das riecht Gott. Seine Nase wird ganz weit 
^ (Zeichen wie bei Euler). Und Gott fällt eine Entscheidung. Es sagt: „Ich will 
hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um des Menschen willen; denn das 
Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“ 
Ich merke, daß ich unwillig werde, wenn ich diese Worte Gottes lese. Wie kann 
sich Gott dermaßen beruhigen lassen, obwohl der Mensch genauso böse sein 
wird, wie vor der Sintflut? Das ist doch ein selbstherrlicher Akt, eine 
willkürliche Entscheidung! Was hat Noah bloß ins Feuer getan, daß Gott als 
der ganz andere erscheint, als der gnädige Gott. Was kann Noah Gott bloß 
gesagt haben? Warum roch sein feuriges Gebet so anders?
Noah kommt nicht gerade aus einem gut geheizten Haus mit einem leckeren 
Frühstück im Bauch. Nein, er ist der Arche entstiegen, einem riesigen 
Holzkasten, der noch vor kurzem inmitten unendlichen Wassers schwamm. 
Eine Nußschale in der Sintflut. Eingepfercht zwischen eigener Familie und 
tausenden Tieren hat er an der dünnen Bordwand gelauscht. Er hörte das 
Wasser kommen, das Gurgeln der Strudel, die alle festen Behausungen 
wegrissen. Noah vernahm die letzten Laute der Menschen, Nachbarn und 
Freunde, die umkommen im tosenden Element. Noah bekam Angst. Gott erwies 
sich als der alleinige Herr über Leben und Tod. Gott tötete. Sein 
lebensbejahender Gott tötete. Beklemmende Gefühle. Noah wird nie die Stille 
vergessen, die plötzlich eintrat, als alles draußen verstummte. Kein Laut des 
Lebens drang mehr an sein Ohr. Das Wasser bedeckte die ganze Erde, nicht ein 
Achttausender guckte heraus. Nicht ein Mensch hatte die Flut überlebt. Keine 
Blumen im Wind. Kein Krokus. Alle in der Arche empfanden diese Berührung 
von Leben und Tod. Manche Tiere verkrochen sich im letzten Winkel, andere 
rannten aufgeregt herum. Beklemmung machte sich breit. „Was wird uns 
passieren?“ Es gab nur eine Garantie: Gott hatte sein Wort gegeben, die 
Menschen und Tiere in der Arche zu verschonen. Noah und die Seinen waren 
Gott vollkommen ausgeliefert. Ausgeliefert einem Gott, der in kürzester Zeit 
alles Leben um die Arche vernichtet hatte.
Liebe Gemeinde, wo sind wir da angelangt? Die Arche ist normalerweise 
Symbol für gerettetes Leben. Die Landung der Arche ein Fest, gern in bunten 
Familiengottesdiensten verwandt, wo Kinder in einer Arche sitzen und sich 
sicher fühlen sollen. Und dann das: In der Arche zu fahren bedeutet auch, 
Angst und Unsicherheit zu ertragen. Und überhaupt nichts für das eigene 
Überleben tun zu können, Gott ganz ausgeliefert zu sein.
Eigentlich ein furchtbares Gefühl, ein unmenschliches: einem anderen, und sei 
es Gott, ganz und gar ausgeliefert zu sein. Und dabei nicht zu wissen, ob er 
vielleicht seine Meinung noch ändert. Wieso sollte Gott die Arche nicht 
untergehen lassen? Die Grabesstille um die Holzplanken ist erdrückend. Ich bin 
nichts, Gott ist alles. Was kann ich schon tun? Gedanken, die aufkeimen 
inmitten der Gottesgewalt. Der Glaube ist auf härteste Probe gestellt. 
Noah, Noah, hörst du das? Noah, das Wasser läuft ab. Noah, die Sonne scheint. 
Noah lauscht. 
Neben die Angst, das Aufgeliefert-Sein, stellt sich Hoffnung auf neues Leben. 
Noah hört, wie das Wasser abläuft. Er sieht die ersten Achttausender 
auftauchen. Die Taube sucht sich ihren Weg. Noahs Augen werden groß. Der 
Ölzweig in den Händen verheißt nahe Erlösung. Das Land bringt neue Frucht. 
Gott hat ausgetobt.
Dann ist es soweit: Noah rennt die Rampe herunter und spürt die Erde unter 
seinen Füßen, trocken und fruchtbar. Der Wind streicht ihm durchs Haar. Die 
Sonne brennt auf der Haut. Es ist schön, zu leben. Noah spürt das Leben 
zurückkommen. Und er sieht seine Frau und seine Kinder, die lachen und 
herumtoben und die Tiere, die so schnell wie möglich hinauswollen aus der 
Arche, hinaus ins Leben. Die Geparden durchmessen die Ebene weiten 
Sprüngen. Die Giraffe sucht das erste zaghafte Grün inmitten der verwüsteten 
Natur.
Noah ist ganz benommen. Er sieht Gottes „Nein“ in der Verwüstung um sich, 
aber er spürt Gottes „Ja“ in einem Glückgefühl in sich. Noah hat Gott als 
absoluten Herrn über Leben und Tod erfahren. Er war Gott ausgeliefert. „Jetzt 
kann ich was tun!“ ruft Noah begeistert aus. „Ich kann mit Gott reden, ihm 
antworten. Ich werde ihm mal meine Meinung sagen.“ platzt es aus Noah 
heraus. Sogleich macht er sich  ans Werk.
Der Altar wird zum Ort der Zwiesprache mit Gott - damals wie heute. Noah 
teilt Gott seine Gefühle mit. Und Gott riecht die Antwort Noahs und wundert 
sich. Denn die menschliche Reaktion auf das Handeln Gottes hat zwei Seiten: 
Dank und Angst.
Noah gibt zu erkennen, daß er Gott als uneingeschränkten Herrn über Leben 
und Tod erkannt hat. Er bedankt sich für sein eigenes Leben und das seiner 
Familie und aller Tiere, die mit ihm in der Arche waren. Er weiß, sich 
vollkommen unter das Wort Gottes gestellt.
Aber Gott riecht auch die Angst, die Noah in der Arche empfunden hat. Das 
Erlebte steckt Noah noch in den Knochen und treibt ihn um. Gott spürt die 
verzweifelte Frage Noahs: Wann wird die nächste Sintflut kommen, oh Herr, 
denn das Trachten des Menschen wird sich immer wieder als böse erweisen. 
Noah vertraut sich mit seinen Sorgen und seiner Freude Gott an.
Das ist das neue Verhalten des Menschen, der zu Gott betet. Er nimmt Gott 
ernst, schiebt ihn nicht in eine „Sonntagsecke“, die den Alltag von Freude und 
Sorgen nicht berührt. Noah sagt Gott alles, was ihn bewegt. Er ringt um eine 
Beziehung zu Gott, die die Spannung zwischen Tod und Leben aushält.

Die Ehrlichkeit Noahs rührt Gott an.
Gott antwortet Noah.
Gott gibt Noah Sicherheit.
Gott garantiert, daß keine neue Sintflut kommt:
„Ich will hinfort nicht mehr diese Erde verfluchen um des Menschen willen.“
Gott will sich selbst an dies Versprechen erinnern.
Der Regenbogen erstrahlt in den Wolken.
Jedem von uns gilt dies Versprechen:
Gott sagt „Ja“ zu unserem Leben.
Eine feste Grundlage, um zu beten.
Die eigenen Gefühle ehrlich zu benennen.
Und von Gott Hilfe zu erbeten.

Durch das Gebet Noahs und das Versprechen Gottes wird zwischen Gott und 
Menschen ein Lebensbund geschlossen. 
Es ist, als ob Gott von Noah gefragt würde:
Willst du, Gott, jeden Menschen, als dein Geschöpf lieben und ehren in guten 
und in bösen Tagen und ihn nicht vernichten, dann antworte: Ja, ich will.
Und wir werden gefragt:
Willst du, Mensch, Gott, den Schöpfer der Welt, lieben und ehren in guten und 
in bösen Tagen und mit ihm ehrlich und offen reden, dann antworte: Ja, mit 
Gottes Hilfe.

Amen

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